Extreme Risiken und große Auswahlprobleme

Wie in jeder Saison stellten die schwedischen Manager ihre Kader nach sehr unterschiedlichen Gesichtspunkten und Schwerpunkten zusammen.
So reicht die Bandbreite vom extrem riskanten 11-(potentiell punktende)Spieler-Kader ohne Auswechselmöglichkeiten bis hin zum variablen Kader, in dem fast jeder Spieler eingesetzt werden und punkten kann.

Mich interessiert, wie die Vereine mit ihren unterschiedlichen Strategien gestartet sind und welche Perspektiven zurzeit bestehen.

Der Extremist des riskanten Kaders – quasi classic – ist fuchs1986 von BK Häcken.
Er setzte auf ein festes 3-5-2-System ohne Alternative mit einer soliden Abwehr, dazu Havertz, Werner und Paco Alcazer als Punktebringer – und liegt damit bisher goldrichtig: 2. Platz in der Gesamtwertung.
Da aber zumindest 3 der 5 MF-Spieler nicht einmal Stammspieler sind, Europapokalspieler auch mal geschont werden und Verletzungen nicht aufgefangen werden können, wäre ich überrascht, wenn sich Häcken im oberen Drittel halten könnte.

Nur wenig flexibler sind die Kader von Kalmar FF, GIF Sundsvall und AFC Eskilstuna mit 12 einsetzbaren Spielern. Alle drei Vereine liegen nach den ersten Spielen in der unteren Tabellenhälfte.
Hier gibt es immerhin je eine Alternative, falls ein Spieler verletzt ausfällt oder aus anderen Gründen ausfällt.
Wie dünn die Personaldecke ist, bekommen allerdings schon jetzt alle drei Manager zu spüren:

Vinna von Kalmar FF gab viel Geld für die MF-Kombi Havertz und Reus aus,- die Punkte holten bisher vor allem Lainer, Paco Alcacer und Osako. Momentan gibt es mit Toprak und Kainz schon 2 „Ausfälle“, aber hier kann noch eine gute Elf zusammenwachsen.

Krieger71 bildete in Sundsvall eine recht ausgeglichene Mannschaft um Kimmich, Hazard und Poulsen und leidet im Moment am meisten unter der Formschwäche von Hazard. Auch Cordoba konnte erst einmal auflaufen und ob Cuisance tatsächlich als Punktelieferant einspringen könnte, bleibt fraglich. Immerhin kann Torhüter Pavlenka ersetzt werden, falls er sich verletzen sollte. Auch hier scheint eine positive Entwicklung durchaus noch möglich zu sein.

Arg gebeutelt ist jetzt schon MiroPiplica. Auf der Torwartposition wollte der Manager von Eskilstuna kein Risiko eingehen, aber die 3-Mann-Abwehr davor wirkt arg löchrig, zumal Toprak verletzt ausfällt. Das Mittelfeld um Havertz und Goretzka sollte sicher das Glanzstück der Mannschaft werden, aber solange Goretzka nicht eingesetzt wird bzw. werden kann, sieht auch hier die Lage nicht gut aus, zumal Boujellab bisher keine echte Alternative darstellt. Aus dem 2-Mann-Sturm bleibt nach dem Verkauf von Rebic nur noch Waldschmidt übrig.

Je 2 Wahlmöglichkeiten bieten die Kader von IFK Norrköping (Tabellen-4.), Halmstads BK (1.), Atvidabergs FF (3.) und Djurgardens (IF 15.)
Auffällig, dass die Kader der drei momentanen Spitzenteams vor allem im Sturm glänzend besetzt scheinen, listigerfuchs‘ Halmstad zudem mit Sancho noch den momentanen Unterschiedsspieler (dieser drei Vereine) in seinen Reihen hat.

WollThomas setzt in Norrköping als einziger Manager auf Volland und könnte damit im Kampf um die Meisterschaft ein besonderes Ass im Ärmel haben. Auch harakiri-kicker hat mit Goretzka noch eine mögliche Verstärkung für Atvidaberg in der Hinterhand.
Bisher konnte der eine oder andere Ausfall gut kompensiert werden, es spricht nicht viel dagegen, dass diese Vereine auch weiterhin gut im Rennen liegen werden.

Mehr Pech hatte Woll_798 von Djurgardens. Vor allem die Auswahl seiner MF-Spieler brachten – teils formschwach, teils nicht eingesetzt – bisher noch wenig Punkte. Nun fällt auch noch Rebic aus …

Aber auch ein noch größerer Kader schützt nicht vor Aufstellungsproblemen! Das mussten Tornado1912 mit IFK Göteborg, usedump mit Örebro FK und jjagr mit Malmö FF leidvoll erfahren.

Beim schwedischen Meister Göteborg sind mit Toprak, Upamecano, Nkunku, Kainz und Rashica immerhin 5 Spieler im Kader, die nicht regelmäßig einsetzbar sind oder waren.
Hummels, Konaté, Sancho und Paco Alcacer konnten die Ausfälle nur zum Teil kompensieren, zumal der Rest des Kaders bisher noch nicht überzeugte.

Auch Örebro ist vom Ausfall von Toprak und Rashica betroffen. Dazu gab es mit Torro eine Fehlkalkulation bei der Kaderplanung und mit Grifo einen Null-Einsätze-Spieler, bei dem sich erst durch seinen Vereinswechsel eine günstigere Perspektive ergibt.
Im Sturm konnten Waldschmidt und Paciencia die Lücke bisher gut schließen, aber vor allem das Mittelfeld um Sancho wirkte bisher etwas schwach auf der Brust.

Bei Malmö birgt nicht die Kadergröße das Risiko sondern vielmehr die Auswahl der Spieler. Die 3-Mann-Abwehr ist trotz Hummels nicht gut aufgestellt, im MF bieten Ampomah und Baumgartner bisher keine echten Alternativen zu den spielenden Vier um Havertz und Sancho, und im Sturm hat sich die Risikofreude, die unbekannten Diaby, Skov und Thuram einzukaufen, bisher nicht ausgezahlt.
Aber hier bleibt wie in Göteborg und Örebro die Hoffnung auf Besserung!

Ebenso wie die drei zuletzt beschriebenen Vereine kann auch joernlasse zwischen 14 Spielern für Helsingborgs IF auswählen.
Und hier besteht dieses Möglichkeit tatsächlich, denn erst zwei Mal fehlte an den bisherigen Spieltagen einer der 14 Spieler in der Startaufstellung!
Falls der Manager bald eine gut punktende Stammelf aus dem ausgeglichen gut besetzten Kader findet, ist die Wahrscheinlichkeit wohl groß, dass Helsingborg demnächst die untere Tabellenhälfte verlassen wird.

Bei den restlichen 4 Vereinen scheint die Qual der Wahl, bzw. die Freude an der Auswahl noch ein Stück größer zu sein.
Auch Solnas garmsstr. hat von diesem Gesichtspunkt aus gesehen, ganz hervorragend eingekauft.
Zwar gibt es in Solna – von Weghorst abgesehen – keinen einzigen teuren Stareinkauf, aber die Mannschaft ist in allen Teilen gut und ausgeglichen besetzt, 15 Spieler haben schon gepunktet.
Wenn sich in der MF-Auswahl 3-4 konstant punktende Spieler herauskristallisieren, wäre es für mich keine Überraschung, wenn Solna um die Europapokalplätze 1-4 mitspielen würde.

Ähnliches gilt für progfandy und IF Elfsborg Boras: Der 4-7-4- Kader kann die Verletzungen von Toprak und Rashica locker wegstecken, ist in der Abwehr hervorragend, im Sturm mit viel Potential besetzt . Entscheidend wird sein, ob der Sturm dieses Potential auch „auf den Platz bringen“ kann, und ob im Mittelfeld immer die „richtigen“ MF-Spieler aufgestellt werden.

Mit Abstand die größte Auswahl haben – zumindest theoretisch – die Manager von Trelleborgs FF, eskanski, und Falkenbergs FF, WM-Fuchs.
Hier könnten im Lauf der Saison durchaus alle Spieler Punkte sammeln, – Spielfreude und spannende Knobelzeit für die ideale Aufstellung vor jedem Spieltag sind garantiert. Das Risiko, die falschen Spieler aufzustellen, bzw. die richtigen nicht aufzustellen (Sargent/Bülter) allerdings auch!

Während für Trelleborg durchaus vorstellbar ist, dass sich im Lauf der Zeit eine schlagkräftige Elf bildet, die den Weg aus dem Tabellenkeller findet, scheinen die Aussichten in Falkenberg – zumindest bis zur Winterpause – etwas düsterer: Zu viele Spieler scheinen nicht konstant zu punkten, zu viele möglicherweise über den Rang eines Ergänzungsspielers nicht hinaus zu kommen.
Interessanter Nebenaspekt des Trelleborger Kaders. Ausgerechnet hier, wo die Auswahl so groß ist, ist der Manager auf der Torhüter-Position das größte Risiko aller Allsvenskan-Verantwortlichen eingegangen, indem er den vermeintlichen Ersatz Huth ohne jegliche Absicherung verpflichtete!

Abschließende Frage: Ergibt sich aus dieser oberflächlichen Analyse irgendeine grundlegende Erkenntnis für zukünftige Kaderplanungen?

Vielleicht!
Große Extreme – in die eine oder andere Richtung – ergeben wohl eher größere Probleme.

Und: nein!
Welche Spieler besonders gut punkten und von Verletzungen verschont bleiben, ist letztlich für eine bestimmte Sasion (glücklicherweise) nicht voraussehbar (außer natürlich im Fall von Lewandowski! 😉 )